Berichte von 11/2021

Was tun gegen Campkoller?

Donnerstag, 04.11.2021

Welcome! (Nigerianische Art „Hallo“ zu sagen)😀

Von diesem dubiosen Campkoller wurden wir ganz am Anfang gewarnt. Er tritt auf, wenn man das Camp nicht oft verlässt. Symptome sind zum Beispiel, das Gefühl zu haben, eingesperrt zu sein, sich zu langweilen und in einen Alltagstrott zu fallen, in dem jeder Tag gleich aussieht. 

Was man dagegen tun kann: Öfter raus fahren, nach Lagos fliegen, neue Leute kennen lernen und das Positive sehen.

Anfangs bin ich nicht oft aus dem Camp raus gefahren. Eigentlich nur um Einkaufen zu gehen. Ich wollte niemanden nerven und um einem Fahrer bitten. Mittlerweile weiß ich aber, dass viele fragen und das gar kein Problem ist. 

Seit ein paar Wochen sind alle Praktikanten hier. Das ist echt gut, da jetzt mehr Leute in meinem Alter im Camp leben und wir uns gut verstehen und viel Zeit miteinander verbringen. Wir sind insgesamt acht Praktikanten, fünf Jungs und zwei Mädels. Zwei Jungs sind in Lagos, zwei in einem anderen Camp hier in Abuja und die anderen drei im gleichen Camp wie ich. Die beiden Praktikanten, die in Lagos sind, kamen uns für ein Wochenende besuchen. Wir haben richtig viele Sachen unternommen, wie zum Beispiel eine Stadttour, Führungen durch die verschiedenen Bereiche von Julius Berger und waren auf einer Baustelle. Es war super interessant einen Einblick in die anderen Bereiche der Firma zu bekommen. Bei der Stadttour waren wir an dem geographischen Mittelpunkt Nigerias und haben viel über die Vegetation, das Klima und die Bevölkerung Abujas gelernt. Das hat mein Geographen Herz höher schlagen lassen.

 

In den letzten beiden Oktoberwochen waren auch schon „Herbstferien“ (hört sich lustig an in Afrika). Johanna und ich wollten nicht zwei Wochen im Camp verbringen und haben uns dazu entschlossen eine Woche nach Lagos zu fliegen. Lagos ist die ehemalige Hauptstadt Nigerias und liegt im Süden am Meer.

In Lagos leben ca 30 Millionen Menschen und wie zu erwarten, sind viele Menschen dort sehr arm. Die Spanne zwischen Arm und Reich ist enorm groß. Das war für mich teilweise schwer zu ertragen. Wenn wir auf dem Weg zu einem Restaurant, Café oder ähnlichem Kinder an der Straße gesehen habe, die um Essen oder Geld betteln und ganz abgemagert sind, wurde mir immer wieder bewusst, in welchem Überfluss und Reichtum ich lebe. Ein Satz, der uns die ganze Zeit verfolgt hat war: Welche Privileg wir doch haben in einer deutschen/österreichischen Familie aufgewachsen zu sein. Was ich allerdings dazu sagen muss ist, dass wir uns auch die Slums ganz bewusst angeschaut haben und die Augen auch vor der Armut in der ganzen Stadt nicht verschlossen haben. Wir haben Leute kennen gelernt, die schon sehr lange in Lagos leben und gefragt, wie sie mit dieser Ungerechtigkeit zurecht kommen. Viele von denen haben gesagt, dass sie einfach nicht hinschauen und die Armen ignorieren. Ein typischer Satz eines Weißen in einem armen Land. Sehr schadeEtwas, dass mich sehr berührt hat war, dass egal wo wir hin kamen, egal wie arm die Menschen waren, es lief Musik, es wurde getanzt und gelacht und wir wurden fröhlich begrßt. Wir hatten keinen einzigen Moment in dem wir Angst hatten oder es gefährlich wurde. Nichts desto trotz ist Lagos eine Stadt voller Leben, Restaurants, Bars, Cafés und Stränden. Ganz anders als Abuja. Wir haben die Zeit sehr genossen! Btw wurde Lagos von Lonely Planet zu einer der 10 sehenswertesten Städte der Welt ernannt.

 

Am letzten Oktober Wochenende fanden zwei große Veranstaltungen im Camp statt. Zum einen gab es ein Human Soccer Turnier, also Tischfußball mit Menschen, an dem wir Praktikanten und einige andere mit einem Team teilgenommen haben. Das war echt ein Erlebnis. Wir hatten alle super viel Spaß und haben viele neue Leute kennen gelernt.

Das andere Event war das Oktoberfest. Super lustig war, dass viele Dirndl und Lederhosen anhatten und das bei gefühlten 80 Grad.

Die Regenzeit ist jetzt mittlerweile vorbei und es wird immer heißer. Ich kann es kaum fassen, dass schon November ist und nächsten Monat Weihnachten und es eigentlich kalt sein soll. Naja, kalt wird es hier nicht aber ich freue mich auf Deutschland und vielleicht sogar etwas Schnee (träumen ist erlaubt😉).

Vorher heißt es aber: 6 Wochen Schule und den „Sommer“ genießen!

Macht es gut!

Bis bald,

Paula🙂